Aufstieg, Abstieg, Aufbruch – Die wechselvolle Geschichte des FC Glarus

Wenn man im Glarnerland vom Fussball spricht, fällt ein Name fast immer zuerst: FC Glarus. Seit 1912 ist er der prägendste Verein der Region und hat Generationen an Spielern, Funktionären und Fans begleitet. Seine Geschichte ist ein Wechselspiel aus sportlichem Aufbruch, historischen Erfolgen und Phasen des Neuaufbaus. Ein Spiegelbild eines kleinen, aber leidenschaftlichen Schweizer Fussballvereins, der nie aufgehört hat, seine Identität zu leben.

Die Anfänge: Ein Dorfverein entsteht


Die Gründung des FC Glarus am 22. Januar 1912 erfolgte in einer Zeit, in der Fussball in der Schweiz noch in den Kinderschuhen steckte. Unter dem ursprünglichen Namen FC Linth-Glarus schlossen sich junge Sportbegeisterte zusammen, um in der Region einen organisierten Fussballbetrieb aufzubauen. Bereits kurz darauf kam es zu einer Fusion mit dem FC Näfels.


Der Erste Weltkrieg brachte den Spielbetrieb zeitweise zum Erliegen. Doch wie viele Vereine jener Zeit bewies auch der FC Glarus Widerstandskraft. 1921 erfolgte die Wiederaufnahme des Betriebs unter dem heutigen Namen, verbunden mit der Suche nach einem festen Zuhause – dem späteren Sportplatz Buchholz, der sich bis heute als Zentrum des Glarner Fussballs etabliert hat.



Der grösste Triumph: Der Aufstieg in die Nationalliga B


Die späten 1980er-Jahre gehören zweifellos zu den glanzvollsten Kapiteln der Vereinsgeschichte. Mit dem charismatischen und taktisch innovativen Trainer Wolfgang Frank fand der FC Glarus zu einer Spielweise, die modern und mutig war. 1988 gelang der sensationelle Aufstieg in die Nationalliga B. Für einen kleinen Verein aus dem Glarnerland war dies ein sportliches Wunder. Der FCG spielte plötzlich in Stadien, in denen sonst nur Traditionsklubs wie St. Gallen, Basel oder Luzern aufliefen.


Besonders legendär ist der 2:1-Auswärtssieg gegen den FC Basel im altehrwürdigen St. Jakob-Stadion. Ein Moment, der sich tief in das kollektive Gedächtnis des Vereins eingebrannt hat.


Vier Jahre lang konnte sich der FC Glarus in der zweithöchsten Spielklasse halten. Eine bemerkenswerte Leistung angesichts bescheidener finanzieller Mittel und einer Infrastruktur, die mit jenen der Gegner kaum vergleichbar war. 1992 endete dieses Kapitel mit dem Abstieg. Doch was blieb, war der Stolz und die Gewissheit, dass auch kleine Vereine Grosses erreichen können.



Zwischen Euphorie und Realität


Nach dem Abstieg erlebte der FC Glarus mehrere turbulente Jahrzehnte. Die 1990er Jahre waren geprägt von Trainerwechseln, sportlichen Schwankungen und der ständigen Herausforderung, ambitionierten Fussball mit begrenzten Ressourcen zu verbinden. Trotz vereinzelter Aufstiege gelang es dem Verein nicht, dauerhaft eine stabile Position in den oberen Amateurligen zu finden. Der demografische Wandel im Glarnerland, finanzielle Rahmenbedingungen und der wachsende Konkurrenzdruck anderer Sportangebote machten die Vereinsführung nicht einfacher.


Besonders schwer wog der Abstieg in die 4. Liga im Jahr 2012, ausgerechnet im Jubiläumsjahr zum 100. Geburtstag. Viele sahen dies als Tiefpunkt.



Zurück in die 3. Liga


In den Folgejahren begann ein Prozess des Wiederaufbaus. Mit einem erneuerten Vorstand, personellen Veränderungen und einer stärkeren Fokussierung auf die Nachwuchsarbeit schaffte der FCG langsam, aber stetig einen Kurswechsel. Der Lohn dieser Arbeit folgte in der Saison 2018/19: Der Wiederaufstieg in die 3. Liga gelang.