Der Bachtelschwinget – gelebte Schwingtradition auf dem Dach des Zürcher Oberlands

Hinwil – Hoch über dem Zürcher Oberland, wo der Blick vom Bachtel aus weit über die sanften Hügel und glitzernden Seen der Ostschweiz schweift, wird seit über 90 Jahren ein Stück Schweizer Kultur gelebt: der Bachtelschwinget. Dieses traditionsreiche Schwingfest ist mehr als ein sportlicher Wettkampf – es ist ein Symbol für Heimatverbundenheit, Brauchtum und Gemeinschaft.

Die Anfänge – eine spontane Idee mit grosser Zukunft


Die Geschichte des Bachtelschwingets beginnt im Jahr 1909. Damals trafen sich die Schwinger der neu gegründeten Klubs Zürcher Oberland und Zürich zu einer gemeinsamen Übung auf dem Bachtel Kulm. Die Kulisse des 1'115 Meter hohen Aussichtspunkts war so beeindruckend, dass die Idee reifte, hier ein eigenes Schwingfest zu etablieren.


Ab 1925 wurde das Klubschwinget des Schwingklubs Zürcher Oberland (SKZO) regelmässig auf dem Bachtel durchgeführt. Nach einer kleinen Pause im Jahr 1926 wurde 1927 der erste offizielle Bachtelschwinget ausgetragen. Seither hat sich das Fest mit wenigen Ausnahmen – etwa während des Zweiten Weltkriegs – zu einem Fixpunkt im Jahreskalender des Zürcher Oberlands entwickelt.



Der Bachtel als Arena – Schwingen mit Aussicht


Der Bachtel, oft liebevoll als „Oberländer Rigi“ bezeichnet, bietet eine einzigartige Kulisse für das Schwingen. Mit seiner Aussicht bis zu den Glarner Alpen, dem Zürichsee und dem Säntis wird das Fest zu einem Erlebnis für alle Sinne.


1954 errichteten Mitglieder des SKZO in unzähligen Fronstunden eine stabile Zuschauertribüne. Drei Jahre später folgte eine massive Stützmauer zur Sicherung der Anlage – ebenfalls im freiwilligen Einsatz. Diese Infrastruktur zeugt bis heute vom grossen Engagement der lokalen Bevölkerung.



Ein Fest der Generationen


Was den Bachtelschwinget besonders macht, ist seine Verankerung in der Bevölkerung. Familien, Schulklassen, Vereinsmitglieder und Altmeister des Schwingsports finden sich hier ebenso ein wie die neue Generation junger Schwinger. Hier werden nicht nur Zweikämpfe im Sägemehl ausgetragen, sondern auch Geschichten erzählt, Traditionen weitergegeben und Freundschaften gepflegt.


Der Anlass zieht regelmässig mehrere hundert Besucherinnen und Besucher an – nicht zuletzt dank der gemütlichen Festwirtschaft, Alphornklängen, Trachtengruppen und einem attraktiven Rahmenprogramm.



Herausforderungen und Wandel


Wie viele andere Open-Air-Veranstaltungen ist auch der Bachtelschwinget nicht immun gegen die Unberechenbarkeit des Wetters. So musste der Anlass im Jahr 2024 aufgrund von anhaltendem Regen und unbespielbaren Wiesen schweren Herzens abgesagt werden. Die kurzfristige Suche nach einem Ersatzort blieb erfolglos.


Auch Infrastrukturprojekte stellen das Fest vor Herausforderungen: Seit 2023 wird das Bachtel-Restaurant umfassend renoviert. Daher findet der nächste Bachtelschwinget – ausnahmsweise – nicht auf dem Bachtel, sondern auf der Meiliwiese in Hinwil statt. Der 1. August 2025 wird somit ein ganz besonderer Tag, denn das Schwingfest wird mit der Bundesfeier der Gemeinde Hinwil verbunden.



Ein Blick in die Zukunft



Trotz Hindernissen blickt der Schwingklub Zürcher Oberland optimistisch in die Zukunft. Der SKZO zählt heute über 900 Mitglieder und engagiert sich stark in der Nachwuchsförderung. Die Austragung des Bachtelschwingets 2025 in Hinwil soll neuen Schwung bringen – ohne die Wurzeln zu vergessen.


Ein langfristiges Ziel bleibt die Rückkehr auf den Bachtel. Die Organisatoren hoffen, dass nach Abschluss der Umbauarbeiten auf dem Kulm der traditionsreiche Anlass wieder an seinen Ursprungsort zurückkehren kann.


Der Bachtelschwinget 2025 – Programmvorschau


09:00 Uhr – Eröffnung der Festwirtschaft

09:30 Uhr – Gottesdienst (kath. Kirche Hinwil)

10:30 Uhr – 1.-August-Ansprache

11:00 Uhr – Start des Schwingfests

16:00 Uhr – Schlussgang

16:30 Uhr – Rangverkündigung

18:00 Uhr – Offizieller Ausklang des Festes