Racioppi hält Sions weisse Weste sauber
Die Sommerhitze lag schwer über dem Wankdorf, doch die Gemüter der YB-Fans erwärmte sich am Sonntag nur selten. Saisonübergreifend sind die Berner zwar seit 16 Heimspielen ungeschlagen, doch zum dritten Mal in Folge reichte es nicht zu einem Sieg. Gegner FC Sion entführte dank einer leidenschaftlichen Defensivleistung und eines überragenden Anthony Racioppi einen Punkt aus Bern. Für den Torhüter, der erstmals seit seinem Wechsel ins Wallis wieder an seine alte Wirkungsstätte zurückkehrte, war es ein Abend voller Genugtuung.
Abtasten und verpasste Gelegenheiten
Das Spiel begann abwartend. Beide Teams tasteten sich in den ersten Minuten ab, Torchancen blieben Mangelware. Erst in der 20. Minute sorgte Males mit einem Kopfball, der knapp am linken Pfosten vorbeiflog, für ein erstes Raunen im Stadion. Sion antwortete prompt. Kololli fasste sich aus der Distanz ein Herz und traf die Latte. Der erste richtige Warnschuss der Gäste.
Nach dieser kurzen Phase offensiver Impulse kehrte wieder das zähe Mittelfeldgeplänkel zurück. YB versuchte das Spiel zu kontrollieren, fand aber nur selten Lücken in der dicht gestaffelten Sion-Abwehr. Die beste Gelegenheit der ersten Halbzeit vergab Chouaref kurz vor der Pause, als er frei vor dem Tor das 0:1 verpasste.
Sion mutiger, YB nervös
Nach dem Seitenwechsel wirkten die Gäste frischer und mutiger. Immer wieder schoben sie ihre Offensivreihen in die YB-Hälfte und setzten Nadelstiche, ohne jedoch zwingend gefährlich zu werden.
Die grösste Aufregung bis dahin gab es in der 58. Minute: Nach einem Zweikampf zwischen Wüthrich und Lukembila zeigte Schiedsrichter Sandro Schärer zunächst auf den Punkt. Elfmeter für Sion. Doch nach Rücksprache mit dem VAR nahm er die Entscheidung zurück. Der Kontakt wurde als regelkonform eingestuft, der Ball blieb im Spiel.
Überzahl und trotzdem ratlos
In der 80. Minute schien sich das Blatt für YB zu wenden. Sions Verteidiger Jan Kronig musste nach einer Notbremse vorzeitig unter die Dusche. Der Meister hatte nun eine Viertelstunde Zeit, um in Überzahl den entscheidenden Treffer zu erzwingen.
Doch an diesem Tag stand ein Mann im Weg, der die YB-Offensive zur Verzweiflung brachte. Anthony Racioppi. Der 25-jährige Keeper parierte zunächst einen gefährlichen Kopfball von Raveloson mit einem spektakulären Reflex und fischte wenig später auch einen Distanzschuss von Itten aus der Ecke. Die Zuschauer im Wankdorf konnten es kaum fassen. Der frühere Liebling im Berner Tor war nun der grösste Spielverderber.