FC Gerlafingen – Ein Jahrhundert Fussball, Herzblut und Integration

Wo einst die Hämmer im Eisenwerk klangen, rollt seit über einem Jahrhundert der Ball. Der 1915 gegründete Fussballclub Gerlafingen ist weit mehr als nur ein Sportverein: Er ist ein Symbol für Zusammenhalt, Integration und gelebte Dorfkultur im Wasseramt. Mit bescheidenen Mitteln, aber großer Leidenschaft hat sich der Club in der regionalen Fußballwelt einen Namen gemacht – sportlich wie gesellschaftlich.

Tradition mit Industrieflair


Die Geschichte des FC Gerlafingen beginnt im Herzen der Schweizer Industriekultur: In der Backstube des Eisenwerks wurde der Club 1915 von jungen Arbeitern gegründet – mit dem Ziel, der schweren Fabrikarbeit ein sportliches Gegengewicht zu bieten. In den Anfangsjahren wurde auf einer Wiese neben der Fabrik gespielt, Bälle wurden noch selbst geflickt, Trikots genäht. Der Fussball war damals mehr Lebenshaltung als Sport.


In den 1960er Jahren gelang dem Verein der bislang grösste sportliche Wurf: Aufstieg in die 1. Liga, die damals dritthöchste Spielklasse. Bei Lokalderbys gegen den FC Solothurn fanden sich bis zu 3.000 Zuschauer im Kirchacker ein – für ein Dorf wie Gerlafingen ein echtes Volksfest. Es war die Zeit, in der Fussball in der Region zur Leidenschaft wurde.



Der Kirchacker – mehr als ein Sportplatz


Heute ist der Sportplatz Kirchacker das Zentrum des Vereinslebens. Die Anlage bietet vier Spielfelder, davon zwei mit Flutlicht. Das Hauptfeld erfüllt die Anforderungen bis zur 2. Liga interregional. Daneben steht ein modernes Clubhaus, das nicht nur als Garderobe und Vereinszentrale dient, sondern auch als Treffpunkt für die gesamte Gemeinde: Hier wird nach Siegen gefeiert, bei Niederlagen zusammengerückt – und manchmal auch einfach gemeinsam gegessen.



Integration auf dem Spielfeld


Was den FC Gerlafingen besonders macht, ist nicht nur der Fussball, sondern die Menschen, die ihn spielen. Schon in den 1960er Jahren nahmen viele Kinder aus Gastarbeiterfamilien am Vereinsleben teil. Heute haben rund 80 bis 90 Prozent der aktiven Spieler einen Migrationshintergrund – und das ist ausdrücklich gewollt. Integration durch Sport funktioniert in Gerlafingen nicht nur auf dem Papier, sondern auf dem Platz.


„Wir verstehen den Verein als soziale Verantwortung“, sagt ein langjähriges Vorstandsmitglied. „Der Ball spricht alle Sprachen – und das nutzen wir.“ Der Club ist stolz darauf, ein Zuhause für Kinder und Jugendliche aus über 20 Nationen zu sein.



Nachwuchsarbeit als Herzstück


Mit derzeit 13 Juniorenteams von den G- bis zu den A-Junioren betreibt der FCG eine beeindruckende Nachwuchsarbeit. Diese Jugendabteilung ist nicht nur sportlich erfolgreich, sondern auch ein Ort der Erziehung, Förderung und Freundschaft. Trainiert wird auf hohem Niveau, doch der menschliche Aspekt steht stets im Zentrum.


„Wir bilden Menschen, nicht nur Spieler aus“, lautet das Motto der Vereinsführung. Unterstützt wird diese Arbeit auch durch den „Club 100“, einen Förderverein mit über 170 Mitgliedern, die jährlich mindestens 100 Franken zur Verfügung stellen – ein finanzieller Rückhalt, der wertvolle Arbeit ermöglicht.