Simon Ehammer – Der Überflieger der Schweizer Leichtathletik
Er ist ein Ausnahmephänomen, der Grenzen sprengt und Erwartungen übertrifft. Vom Appenzellerland in die Weltspitze der Leichtathletik hat er einen Weg zurückgelegt, der beeindruckt und inspiriert. Mit seinem explosiven Weitsprung und gleichzeitigem Erfolg im Zehnkampf beweist er, dass Vielseitigkeit kein Nachteil, sondern ein Trumpf ist.
Kindheit im Appenzellerland
Wenn man durch das idyllische Appenzellerland fährt, denkt man kaum daran, dass ausgerechnet hier einer der vielseitigsten Athleten Europas heranwuchs. In Stein AR, einem Dorf mit mehr Kühen als Einwohnern, entdeckte Simon Ehammer schon im Kindesalter seine Leidenschaft für das Springen und Rennen. Während andere Kinder sich auf ein Hobby festlegten, wollte er alles gleichzeitig. Hauptsache, es war schnell oder spektakulär. Mit acht Jahren schloss er sich dem STB Gais an, wo sein Talent sofort ins Auge fiel.
Der Weg zum Mehrkampf-Wunder
Schon früh zeigte sich, dass Ehammer nicht für eine einzelne Disziplin gemacht war. Er hatte nicht nur Sprintkraft, sondern auch Technikgefühl, Koordination und Mut. Eigenschaften, die im Zehnkampf gefragt sind. Unter der Betreuung seines langjährigen Trainers Michele Calvano arbeitete er sich in atemberaubendem Tempo nach oben. 2019 gewann er den U20-Europameistertitel und knackte als Teenager bereits die 8.000-Punkte-Marke. Ein Wert, mit dem man im Erwachsenenbereich bereits zu den Besten gehört.
Der unerwartete Durchbruch im Weitsprung
Seine Karriere machte jedoch nicht nur im Mehrkampf Schlagzeilen. Bei der Hallen-Weltmeisterschaft 2022 in Belgrad überraschte er die Szene, als er im Rahmen des Siebenkampfes 8,16 Meter weit sprang, weiter als viele spezialisierte Weitspringer. Was als Nebenprodukt gedacht war, entwickelte sich zur eigenen Erfolgsgeschichte. Wenige Monate später gewann er bei den Weltmeisterschaften in Eugene die Bronzemedaille im Weitsprung, als erster Schweizer überhaupt. Bei den Europameisterschaften in München legte er mit Silber nach und wurde endgültig zu einem internationalen Star.
Zwei Karrieren gleichzeitig
Während die meisten Athleten irgendwann eine Entscheidung treffen müssen, blieb Ehammer bei seiner Doppelrolle. Er trainiert weiterhin als Mehrkämpfer, nimmt aber auch regelmäßig an internationalen Weitsprung-Wettbewerben teil. Dieser Spagat ist physisch anspruchsvoll und mental herausfordernd, doch genau das scheint ihn anzutreiben. Er liebt die Abwechslung, das Taktieren im Mehrkampf ebenso wie den explosiven Einzelmoment im Weitsprung.
Der Mensch hinter dem Athleten
Trotz seiner Erfolge ist Ehammer bodenständig geblieben. In Interviews spricht er offen über Rückschläge, Druck und die Balance zwischen Ehrgeiz und Freude. Er wirkt nicht wie jemand, der in einer Hochglanzwelt lebt, sondern wie einer, der am liebsten barfuss auf einer Bergwiese sprintet. Diese Authentizität macht ihn nicht nur zu einem sportlichen Vorbild, sondern auch zu einer Figur, mit der sich junge Menschen identifizieren können.